Zum Thema Gleichstellung

Auf Beschluss der Internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen wurde vor 110 Jahren der 1. internationale Frauentag in Europa gefeiert. Die damals erhobenen Forderungen enthielten – neben der zentralen Forderung nach einem Frauenwahlrecht- bereits zahlreiche soziale Forderungen zur Gleichstellung von Frauen. Sie kämpften für den 8-Stunden-Arbeitstag, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Arbeitsschutz für Schwangere und Mutterschutz nach der Entbindung, Zugang zu Bildung für Mädchen und Frauen und einiges mehr. Seitdem gehen Frauen jedes Jahr am 8. März für ihre Rechte auf die Straße. Trotz der großen Rückschläge in der Frauenbewegung während des zweiten Weltkrieges konnte in den 110 Jahren vieles erkämpft werden. Doch der Kampf um Gleichberechtigung von Mann und Frau ist noch lange nicht beendet.

Ibrahim Yetim (Mitglied des Landtages NRW) zum Internationalen Frauentag und zur Gleichstellung. Ein Videobeitrag im Rahmen der Fotoausstellung „Ich steh‘ dazu“, virtuelle Fotoausstellung 2021

Einiges hat sich bereits in unserer Gesellschaft etabliert. Wir sind offener geworden, nicht nur hinsichtlich der Gleichstellung von Frauen, sondern auch, was den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen und Minderheiten anbelangt. Doch wir sind noch lange nicht am Ziel angekommen. Dies ist ein langwieriger Prozess, der insbesondere in den Köpfen der Menschen und im Alltag in den Familien und Partnerschaften ankommen muss.

Zu schnell fallen wir wieder in alte Rollenmuster – wie jetzt auch in der Pandemie.  Frauen übernehmen weiterhin einen Großteil der Hausarbeit und Kinderbetreuung, sind deutlich seltener in Führungspositionen anzutreffen und verdienen im Durchschnitt weniger Geld als Männer. Wir müssen uns dem Thema stellen.

Asiye Koc ist Mitarbeiterin des Internationalen Zentrums der AWO in Moers. Ein Videobeitrag im Rahmen der Fotoausstellung „Ich steh‘ dazu, virtuelle Fotoausstellung 2021.

Es stellen sich die Fragen, ob Männer bereit sind, von ihrer Macht und Privilegien abzugeben, und Frauen bereit sind, den Haushalt und die Kindererziehung zu teilen, und ob Arbeitgeber*innen diese partnerschaftlichen Strukturen unterstützen wollen.

Sexismus, Mobbing, psychische und körperliche Gewalt gegen Frauen sind immer noch keine Seltenheit. Das wird uns in unserer Beratungspraxis immer wieder vor Augen geführt. Das Corona-Jahr 2020 hat einige Probleme sogar noch verschärft und deutlicher offengelegt. Die Zahl der hilfesuchenden Frauen im letzten Jahr ist gestiegen, bei der Dunkelziffer wird sogar von einer immensen Steigerung ausgegangen.

Olga Weinknecht ist Leiterin des Fachbereichs Beratung und Inklusion. Ein Videobeitrag im Rahmen der Fotoausstellung „Ich steh‘ dazu“, virtuelle Ausstellung 2021.

Die Gleichstellung muss weiterentwickelt und stabilisiert werden, so dass sie auch schlechte Zeiten – wie die in der Pandemie – unbeschadet überstehen kann.

Frauen und Männer gemeinsam können unsere Gesellschaft gerechter, offener und respektvoller gestalten; sie müssen sich mit ihren Rollen auseinandersetzen und diese reflektieren. Aber auch die Politik muss ihren Beitrag dazu leisten. Um klassische Rollenverteilungen aufzubrechen, müssen beispielsweise die Arbeitsmarktpolitik und die Familienpolitik – weit mehr als bisher – miteinander kooperieren und gemeinsam das Ziel der Gleichberechtigung verfolgen.

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